Gute Idee
Zunächst gilt es, die wirklich gute Idee zu loben, gemeinsam mit der Münsterschen Kantorei aufzutreten. Das sind sechs Sängerinnen und sechs Sänger, die, wie das Orchester, unter der Leitung von Markus Lehnert musizieren. Hier hat sich ein kleiner und sehr feiner Chor gebildet, in dem fast jedes Mitglied eine qualifizierte Gesangsausbildung hat und solistisch auftritt.
In der Kantate „Die Tageszeiten“ von Georg Phillip Telemann war das sofort und bestens zu bemerken. Die Solostimmen, Sopran (Elke Ahillen), Alt (Hildegard Badde) und Bass (Hartwig Schlifka), setzten sich souverän gegen das Orchester durch, und der ganze Chor erfüllte den Konzertsaal mit transparentem ausgewogenen und präzisem Klang.
Telemann widmet jeder Tageszeit zwei Arien und ein Chorstück und gestaltete diese durch Stimmenverteilung und verschiedenartige Instrumentierungen wirklich abwechslungsreich und vergnüglich. Und der Meister war damit bei Collegium und Kantorei bestens aufgehoben.
Zuvor wurde ein ansprechendes Concertino für Trompete, Streicher und Basso continuo von Giuseppe Torelli aufgeführt. Besonders in diesem Konzert überzeugte der kraftvolle und dynamische Streicherklang des Collegium musicum Steinfurt. Dazu kam ein Solist, Reimund Schnaars, der mit der kleinen Bachtrompete glasklare Töne schmetterte, jede Schwierigkeit im rasanten Allegro meisterte und im Adagio mit wunderschöner melodischer Gestaltung und aufwendigen Verzierungen brillierte.
Nach der Pause hatte Elisabeth Bülter, die zuvor als zuverlässige Continuo-Spielerin am Cembalo agierte, eine anspruchsvollere Aufgabe zu bewältigen: In dem Konzert für Klavier und Streicher von Karl Ditters von Dittersdorf übernahm sie den Solopart. Sie scheute im ersten Satz nicht vor der anspruchsvoll-virtuosen Kadenz zurück und variierte im zweiten Satz in der Kadenz das ruhige melodische musikalische Motto. Im dritten Satz konnte sie dann das fröhliche Rondothema mit großer Leichtigkeit (und mit verblüffender Ausnutzung der Pausen) vortragen.
Glänzend
Einen glänzenden Schlusspunkt setzten alle Ausführenden mit dem musikalischen Scherz „Die Erwählung eines Kapellmeisters“ von Joseph Haydn und bauten damit eine weitere Brücke zu dem jüngst in der Bagno-Konzertgalerie wieder restauriert vorgestellten Apollo vor der Ofengrotte.
Apollo (Dorothea Lehnert), Gott der Künste und der Musen, Minerva (Marlis Kunze), Göttin der Klugheit, und Bacchus, Gott der Freude und der Festlichkeit oder eben auch des Weines (Wolfgang Thesing), streiten um den geeignetsten Kandidaten. Haydn wechselt zwischen Rezitativ und Arie, wobei das Rezitativ anfangs mitunter recht ernst, fast wie in einer Bachschen Passion klingt, allein mit harmonisierenden Überleitungen des Cembalos aber, und mit einem durchaus witzigen Text schnell einen ganz anderen Eindruck hinterlässt.
In den wiederum ansprechend gesungenen und nicht zuletzt mimisch unterstützten Arien und den Chorstücken war wieder auch das Orchester deutlich gefordert. Und es überzeugte – geradezu angesteckt von der erfrischenden Gesangsleistung – diesmal in großer Besetzung mit Holzbläsern und zwei Hörnern.
Beifall und Blumen
Am Schluss gab es reichlich Beifall, schöne Blumengebinde und als Zugabe die Wiederholung des Schlusschores aus der Haydn-Kantate „Es leb‘ der echte Musensohn…“
Alfons Frahling dankte für Applaus und Unterstützung und lud schon weiterblickend für das nächste Jahr ein: Dann nämlich wird das Collegium musicum Steinfurt 40 Jahre alt, und es ist – durch die Begeisterung für die Musik jung geblieben. Monika Fahlbusch
Münstersche Zeitung