Im Reich der Königin der Nacht

Im Reich der Königin der Nacht

"Wir befinden uns im Reich der Königin der Nacht. Eine große Schlange taucht auf und Prinz Tamino fällt gleich in Ohnmacht. Ja, ja, die Tenöre waren immer schon etwas zart besaitet", witzelte Heide Bertram bei Mozarts berühmter "Zauberflöte". An einem Abend, wie in dem Konzert des Collegium musicum, durfte sie sich einige Scherze auf Kosten der Männer erlauben. Daneben trat sie auch als Solistin in einer Solomotette mit Streichorchester von Sacchini auf.

Auch das Dirigat lag gleich doppelt in Frauenhand. Kein Wunder also, dass vom Publikum nach der Solomotette von Antonio Sacchini Rufe wie „echte Frauenpower“ kamen. Hier dirigierte Katrin Strickmann das Orchester, während Heide Bertram die Gäste besonders im Halleluja-Finale der Motette mit sauberen höchsten Tönen zu überzeugen wußte.
Dass das Collegium musicum gleich zwei Leiterinnen hatte, lag daran, dass die Dirigentin, Bettina Bartels, nach der Geburt ihres zweiten Kindes nur alle zwei Wochen mit dem Orchester proben konnte. Sie dirigierte Rachmaninows Romanze und Scherzo. Im Scherzo ließen besonders die brillanten Geigenarpeggien und das wunderbar aufmüpfige Zupfen der Streicher die Zuhöhrerherzen höher schlagen. Die Krönung des Abends war „Solvejgs Lied“ aus der Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg. Heide Bertram interpretierte den Inbegriff norwegischer Musik herrlich schmachtend und leicht zugleich. Selbst die höchsten Töne kamen sanft und in elfengleicher Manier. Das Orchester, hier unter der Leitung von Katrin Strickmann, unterstrich durch die Leichtigkeit der Streicher diesen Eindruck.
Die berühmtesten Melodien aus Mozarts „Zauberflöte“ präsentierte in der Bagno-Konzertgalerie ein Quartett mit Querflöte, Violine, Viola und Violoncello. Erich Overhageböck an der Querflöte kam dabei die Hauptrolle zu. In der Quartettbearbeitung von Johann Wendt aus dem Jahre 1792 erklangen alle Arien der männlichen Personen aus Mozarts berühmtester Oper. Heide Bertram gab in charmant-witziger Weise ihren Kommentar zu den einzelnen Teilen der Oper. Dennoch hätten die Gäste sie sicher auch gerne als „Königin der Nacht“ singen gehört … Katharina Wirtz

Westf. Nachrichten