Frauen gaben den Ton an

Frauen gaben den Ton an

Das Collegium musicum Steinfurt überraschte am Samstag und Sonntag in der Konzertgalerie nicht nur mit einer außergewöhnlichen Programmauswahl, sondern auch durch "Frauenpower" an der Spitze.

Nachdem Peter Winkens aus beruflichen Gründen die musikalische Leitung des Orchesters abgab, gewann man Bettina Bartels aus Emsdetten als Nachfolgerin. Sie hat in Mainz Musik studiert und unterrichtet am Arnold Janssen-Gymnasium in Neuenkirchen. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes konnte sie nicht das komplette Konzert-programm einstudieren und so trat Katrin Strickmann, die 12 Jahre Mitglied im Collegium war und dort als Violasolistin glänzte, ebenfalls an das Dirigentenpult. Sie arbeitet inzwischen als Musiklehrerin in Dülmen.

Frauen gaben den Ton an

Die Dritte im Bunde

Als dritte Frau im Bunde bereicherte die Sopranistin Heide Bertram das Konzert. Besonders sie zog nicht nur das Publikum in ihren Bann, sondern motivierte auch das Orchester zu hervorragender Leistung in einer ungewöhlichen Fassung von „Solvejgs Lied“ aus der Peer Gynt-Suite von Edvard Grieg. Mit warmer, einfühlsamer Stimme sang sie den deutschen Text aus Ibsens Drama. Zu Ehren des 100. Todestages des norwegischen Komponisten schlossen sich zwei elegische Melodien (Herzwunden und Letzter Frühling) an, die Katrin Strickmann souverän und hoch musikalisch gestaltete. Der nicht sonderlich bekannte Antonio Sacchini, ein Vertreter der neapolitanischen Schule und Zeitgenosse Mozarts komponierte 1771 die Solomotette „O quam et quam beatae silvae“.

Glanzpunkte

Die beiden letzgenannten Werke mit Heide Bertram waren die Glanzpunkte der Konzerte. Die Leichtigkeit, die Anmut und die Exaktheit mit der die Sängerin ihre Partien gestaltete, stimmten fröhlich und überzeugten.
Nach der Pause fühle man sich bei immer noch vorsommerlichen Temperaturen im Bagno an den heimischen Kamin versetzt. Humorvoll und mit gekonnter Mimik erzählte Heide Bertram nun die Geschichte der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart. In der Bearbeitung von Johann Wendt musizierten Erich Overhageböck, Flöte, Elisabeth Wilp, Violine, Alfons Frahling, Viola und Christiane Kamolz, Violoncello einige schöne Arien der Oper in Quartettfassung. Dabei hatte die Flöte die anspruchsvollste Aufgabe. Zeitweise bedachte der Bearbeiter sie mit virtuosen Varationen der Gesangsstimme. Insgesamt eine unterhaltsame und gefällige Darbietung.

Außergewöhnliche Akzente beim "Collegium musicum"-Konzert in der Bagno-Konzertgalerie

Den Abschluss bildete eine Romanze mit Scherzo, ein Jugendwerk des russischen Komponisten Serge Rachmaninow. Bettina Bartels zeigte hier, dass sie das Orchester sicher durch rhythmisch komplexe Strukturen leiten kann.

Nähe zum Publikum

Die informative Moderation von Alfons Frahling trug zum Verständnis der Werke bei und gab dem Konzert eine persönliche Note. So wurde eine Nähe zwischen Publikom und Musikern hergestellt, wie man sie sich wünscht, wenn Menschen aus der Region für ihre Freunde, Gönner, Bekannte, Fans, Familien und Nachbarn musizieren. Sie revanchierten sich mit reichlichem Beifall. Monika Fahlbusch

Münstersche Zeitung