Collegium musicum beschenkte sich und dankbare Zuhörer beim Jubiläumskonzert

Ständchen selbst gebracht

STEINFURT – Durch die geöffneten Türen der Bagno-Konzertgalerie glänzte das frische Maigrün der Laubbäume und das „Geburtstagsdivertimento“ von Joseph Haydn eröffnete festlich das Jubiläumskonzert des „Collegium musicum Steinfurt“. Von den 13 Männern der ersten Stunde saßen noch vier mit ihren Instrumenten im Rund der Aktiven, während die anderen am Samstagabend im Zuhörerraum Platz genommen hatten.

Leckerbissen

Bürgermeister Andreas Hoge gratulierte zu vielen Erfolgen des Orchesters und freute sich darauf, nun die „musikalischen Leckerbissen“ zu genießen. Alfons Frahling, Initiator und langjähriger Dirigent des Collegium, berichtete von den Anfängen und den musikalischen Highlights der nunmehr 40-jähringen Orchestergeschichte. Er bedankte sich bei der Stadt, der Kreissparkasse und der Musikschule.
Dann freute er sich, dass die junge Solistin Judith Krug nun eine der schönsten Violinromanzen musizieren Würde: Beethovens Romanze F-Dur. Die Ohren der vielen Zuhörer wurden nicht enttäuscht, denn die sympathische Geigerin musizierte mit warmem und starkem Ton. Sie gestaltete einfühlsam die romantischen Melodiebögen und erreichte ohne Probleme mit sauberer Intonation und Klarheit die höchsten und schwierigen Pianissimostellen. Eben noch am Solistenplatz führte Judith Krug danach sicher die zweite Violine an.

Fundiert

In der Symphonie IV von William Boyce – ein Werk, das der Engländer im Stil Händels komponierte – wurde das immer sicherer klingende Streichorchester durch den fundieren Bläserpart prächtig unterstützt.
Nach der Pause glänzte im wahrsten Sinne des Wortes ein Mann der ersten Sunde mit seiner silbernen Flöte. Erich Overhageböck, der einzige feste Bläser des Ensembles, hatte sich den 3. Satz, ein Rondo, aus dem Konzert G-Dur von Carl Stamitz ausgewählt. Mit ruhigem Atem gestaltete er das fröhliche Thema, setzte sich ohne Probleme gegen das starke Orchester durch und musizierte auch atemberaubende Läufe bravourös.
Eine gerissene Violinsaite brachte eine Zwangspause, die Alfons Frahling souverän durchmoderierte. Da zeigten sich 40 Jahre Podiumserfahrung! Dann endlich durfte das Streichorchester sich einer reizvollen Aufgabe stellen_ „Capriol“ – eine Suite von Peter Warlock hatte Tänze der Renaissance als Grundlage. Und was sich am Anfang auch wie Musik des 16. Jahrhundert anhörte, entwickelte sich zu rhythmisch und harmonisch interessanten Gebilden.
Spätestens hier – und eigentlich das gesamte Programm über – zeigte sich im aufmerksamen, motivierenden und präzisen Dirigat von Markus Lehnert, das der jetzt seit fünf Jahren mit den Musikern arbeitende Dirigent ein echter Glücksfall für das Collegium ist.

Höhepunkt

Für den musikalischen Höhepunkt des Konzertes sorgte die Sopranistin Heide Bertram. Alfons Frahling erzählte, dass Wolfgang Amadeus Mozart selber schrieb, dass der junge Sopran, der seine Motette „Exsultate, jubilate“ uraufführte „eine geläufige Gurgel“ haben müsste. Was damit gemeint war, war schnell klar. Denn solch komplizierte Koloraturen wie Mozart sie hier geschrieben hat, hört man kaum in seinen Opern. Aber Heide Bertram ließ sich auch sichtbar nicht beeindrucken und bewältigte mit kundiger Leichtigkeit, bemerkenswertem Können und überzeugendem Charme auch die größten Schwierigkeiten.
Das Halleluja im Schluss-Allegro hat ein solch schönes Thema und, da es als Zugabe wiederholt wurde, ging man beseelt von diesen jubelnden, anrührenden Klängen durch die warme Walpurgisnacht dem 1. Mai entgegen. Und an dem lud das „Collegium“ noch einmal zum Jubiläumskonzert in die Bagno-Konzertgalerie. – Monika Fahlbusch

Münstersche Zeitung