Konzerte in der Bagno-Konzertgalerie

Konzerte in der Bagno-Konzertgalerie

STEINFURT. Zwei Jahre sind es her, dass Markus Lehnert die Leitung des von Alfons Frahling gegründeten Collegium musicum übernommen hat, und der Erfolg einer professionellen Arbeit ist unüberhörbar. Technisch und musikalisch hat das Orchester mit einer Stammbesetzung von 15 Mitgliedern einen großen Schritt nach vorne getan. Deshalb ließ es sich Alfons Frahling auch nicht nehmen, am Schluss des Konzertes dem Dirigenten im Namen des ganzen Orchesters für seine intensive Probenarbeit zu danken.

Das Programm, mit dem das Collegium musicum am Samstagabend in der Konzertgalerie das Publikum erfreute, hatte in diesem Jahr einen vorwiegend sinfonischen Charakter. So stand an erster Stelle Haydns Sinfonie Nummer 27, eine fröhlich beschwingte Komposition, die 1760 ihre Uraufführung erlebte. Schon hier zeigte sich, wie intensiv Lehnert an Ausdruck und Genauigkeit von Artikulation und Phrasierung gearbeitet hatte. Dem spritzigen Tempo des ersten Satzes folgte ein wiegendes Andante im Stil eines Siciliano, exakt begleitet vom Pizzicato der Bassgruppe. Schön, wie es den Geigen gelang, mit ihrem Spiel den Charme des Biedermeier lebend werden zu lassen. Das flotte Tempo des Finales war nicht überzogen, so dass Streicher und Bläser ein sauberes Zusammenspiel boten.
Die Dritte der so genannten Salzburger Sinfonien des 16jährigen Mozart, die sich unter allen Orchestern einer besonderen Beliebtheit erfreut, ist für ein Liebhaber-Orchester eine besondere Herausforderung, denn hier sind technische Brillanz in den Sechzehntelläufen und sensible Bogenbehandlung gefordert. Wenn auch nicht alle schnellen Passagen perfekt gelangen, so war doch deutlich spürbar, wie das Orchester um saubere Intonation und rhythmische Präzision bemüht war. Besonders schön gelang das zärtliche Andante, von Lehnert weich und rund ohne Tempoverschleppung dirigiert.
Nach der Pause folgte die Sinfonia in C op. 3/2 von J. Chr. Bach, der als der Londoner Bach in die Musikgeschichte eingegangen ist. Die vor 1765 entstandenen sechs Sinfonien des op. 3 stehen ausschließlich in Dur und zeigen den Komponisten stilistisch noch auf der Suche. Es ist eine galante Musik, schwungvoll und von italienischer Lebensfreude beeinflusst. Gegenüber der ersten Aufführung im Weihnachtskonzert des letzten Jahres hat die Interpretation ganz erheblich an Sicherheit und musikalischer Reife gewonnen. Es wurden deutliche Akzente gesetzt, und saubere Intonation sowie ein harmonischer Streicherklang machten die Wiedergabe transparent und das Zuhören zur Freude.

Der englische Komponist Philipp Arnold Heseltine komponierte unter dem Pseudonym Peter Warlock. Sein musikwissenschaftliches Interesse galt vor allem der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts. Die Capriol-Suite entstand 1927. In ihr werden altfranzösische Liebeslieder mit leicht verfremdeten Harmonien in Tanzform verarbeitet. Es ist eine reizvolle, romantische Musik, in deren gelungener Wiedergabe das Orchester intensive Ausdruckskraft und kantables Bogenspiel zeigte.
Donizetti, der als Opernkomponist Berühmtheit erlangt hat, komponierte aber auch zahlreiche kammermusikalische Werke. Dazu gehört auch das wunderhübsche Concertino für Flöte. Kammerorchester, Oboen, Hörner und Fagott, das allerdings in seinen zwei Sätzen immer wieder Reminiszenzen an Donizettis Lucia di Lammermoor oder Don Pasquale aufkommen lässt. Dem dramatischen Beginn des Largos folgt eine melodische Kantilene, in dem der Solist Erich Overhageböck mit gutem Ansatz große Bögen sponn. Das anschließende Allegro mit Läufen und Trillern, einer Koloraturarie gleich, bewältigte er sauber und technisch sicher. Der Dirigent führte das begleitende Orchester mit leichter Hand, ohne auf kräftige Tongebung mit opernhaften Klängen zu verzichten. Es war ein Konzert mit vielen Höhepunkten und man darf gespannt sein, wie sich diese Musiziergemeinschaft weiter entwickeln wird. Jutta Pajenkamp-Rhode

Westfälische Nachrichten / Steinfurter Kreisblatt