
In der Bagno-Konzertgalerie feierte das Collegium musicum jetzt sein 60-jähriges Bestehen. 1965 gegründet, damals von 15 jungen Borghorstern, entwickelte sich dieser Spielkreis zu einem anspruchsvollen Orchester. Franz Strickmann und Erich Overhageböck gehören zu den Mitbegründern, die bis heute im Orchester aktiv sind. Mit einem Kooperationskonzept der Musikschule Steinfurt bietet das Orchester jungen begabten Musikerinnen und Musikern die Möglichkeit, erste Solokonzerte mit ihm aufzuführen. Aus dem Collegium musicum sind schon anerkannte Berufsmusiker hervorgegangen. Einer von ihnen ist Tobias Breider, der heute als Solobratschist am Opernhaus in Sydney arbeitet. Er besuchte zur Überraschung des Publikums das Konzert.
Mit einem Grußwort wendete sich Bürgermeisterin Claudia Bögel-Hoyer als Ehrengast an die Zuhörer. Erich Overhageböck moderierte das Programm in einem individuellen und heiteren Sprachduktus, der sich durchgängig mit einem beeindruckenden Wortschatz den Programmpunkten anpasste.
Ungewöhnliche Kombination
Das erste Werk des Abends wurde durch eine ungewöhnliche Kombination von Instrumenten zu einem überraschenden Opener. Das Konzert von Michael Haydn ((1737-1806) für Viola, Orgel und Streicher ist ein bemerkenswertes Werk, das die Virtuosität der Instrumente in den Vordergrund stellt, und folgt typischen Konzertformen des 18. Jahrhunderts. Yulia Rivina (Viola) und Sergey Myasoedov (Orgel) überzeugten mit einem wunderbar harmonischen Zusammenspiel der Instrumente. Mit dem gelungenen und inspirierenden Dirigat von Bettina Bartels begleitete das Orchester die Solisten sehr dynamisch.
Es folgte Capriol, eine Suite für Streichorchester von Peter Warlock (1994-1930). Die Capriol Suite basiert auf Melodien und Tänzen der Renaissance. Warlock schöpft aus der Quelle alter Musik und kombiniert sie mit einem modernen Stil. Das Orchester spielte mit klanglicher Eleganz und verlieh den sechs Sätzen Tiefe und Komplexität.
Echtes Barock-Schmuckstück
Mit der Sinfonie in G-Dur von Tomaso Albinoni (1671-1750) erklang nach der Pause ein echtes Barock-Schmuckstück – elegant, verspielt und einfach ein Hörgenuss. Bettina Bartels verstand es, dem Orchester einen festlichen Klang mit viel Leichtigkeit und Ausdruck zu entlocken. Vor allem die Bläsergruppe imponierte mit spielerischem Ausdruck und verbreitete einen Hauch italienischer Lebensfreude.
Das Finale des Konzerts, die Serenade für Streicher, op. 35, g-Moll von Oscar Straus (1870-1954), ist ein bemerkenswertes Werk, das auf eine harmonische und melodische Weise verschiedene musikalische Stile verbindet. Vor allem beim vierten Satz „Walzer“ wird klar, warum Straus um die Jahrhundertwende zum König der Operette gekrönt wurde. Orchester und Dirigentin präsentierten die Serenade mit großartiger Spielfreude und Glanz. Die eingängigen Melodien des Werks kombinierten sich mit einem emotionalen Kern.
Das Festkonzert des Collegium musicum zum 60. Geburtstag war dank aller Musiker, Solisten und Bettina Bartels ein voller Erfolg. Mit großem und dankbarem Applaus bedankte sich das Publikum für das mit Herz und Enthusiasmus erfüllte Engagement.
Text und Foto von Klaus Thiele-Reich