Herrlich schwungvoll

„Wollen Sie lieber an die frische Luft oder eine kleine Zugabe?“ Was für eine Frage der Solistin Barbera Vinke-Deinum, nachdem sie in der Bagno-Konzertgalerie mit dem Collegium musicum Steinfurt einfühlsam das Cellokonzert Nr. 1 C-Dur von Josef Haydn präsentiert hatte.

Das verfrühte Sommerwetter mit hohen Temperaturen meinte es am Sonntagmorgen besonders gut, so dass diese Frage sehr berechtigt war. Die wunderschöne Antwort war das Prelude für Cello solo aus der 1. Suite von Johann Sebastian Bach.

Gleich zweimal präsentierte das engagierte Laienorchester, das schon so viele Jahre Steinfurts Kulturleben bereichert, in einer auch zweimal ausverkauften Bagno-Konzertgalerie die Früchte seiner engagierten Probenarbeit unter der umsichtigen Dirigentin Bettina Bartels.

Am Samstagabend gehörte neben Steinfurts Bürgermeisterin Claudia Bögel-Hoyer auch Christian Fürst zu Bentheim und Steinfurt zu den aufmerksamen und vom Konzert sehr angetanen Zuhörern. Immerhin stand auf dem Programm auch ein Werk von Johann Friedrich Klöffler. Und der war bei einem der Vorfahren des aktuellen Fürsten nicht nur Chef der höfischen Finanzverwaltung, sondern auch der „Director Musices“.

Herrlich schwungvoll begann das „Collegium“ das Konzert mit der Ouvertüre in D-Dur von Georg Philipp Telemann. Das um kundige Bläser verstärkte Ensemble verbreitete eine fröhliche Jagdstimmung, wie sie auch bei entsprechenden Gelegenheiten im Steinfurter Forst geherrscht haben dürfte. Diese beachtliche Frühform konservierten die Musiker auch im Konzert mit der erwähnten Barbera Vinke-Deinum, die in dem teilweise rasanten Cellokonzert schwierigste Lagen zu meistern hatte. Besonders schön strahlten die Fähigkeiten der Solistin und ihres Instruments (von Viktor de Moyè von 1916) bei den von der Solisten selbst verfassten Kadenzen im ersten und zweiten Satz des Haydn-Konzertes.

Da waren nach der Pause schon zwei gestandene Flötisten mit Christoph Bumm-Dawin und Erich Overhageböck (der sich wieder als pfiffiger Moderator auszeichnete) nötig, um diesen Glanz weiter erstrahlen zu lassen.

Sie schafften es locker, sehr musikalisch und verzierungsfreudig mit dem Concerto C-Dur op. 3 Nr. 3 für zwei Flöten und Orchester des Steinfurter Schloss-Komponisten Johann Friedrich Klöffler absolut überzeugend. Und das auch, weil das aufmerksame Collegium musicum Steinfurt diesen beiden wie auch der Solistin am Cello eine feine und aufmerksame Stütze war. In der abschließenden Serenade von Carl Reinecke demonstrierten die Collegium-Musiker dann, wie intensiv sie sich in den Proben mit diesem spätromantischen Werk im Sinne Mozarts mit ihrer umsichtigen Dirigentin Bettina Bartels auseinandergesetzt hatten. Weit mehr als freundlicher Applaus erhielten die Musiker durchweg von einem begeisterten und treuen Publikum.

Von Martin Fahlbusch