Um es gleich zu sagen: Das Orchester spielte fulminant, die Solistinnen überzeugten. Stadler war der Star beim Konzert in D-Dur für Gitarre und Streichorchester von Antonio Vivaldi. Sein brillantes Spiel auf der akustischen Gitarre war über jeden Zweifel erhaben. Seine Perfektion, sein sensibles Einfühlungsvermögen in das Saiteninstrument beeindruckten stark, da musste er dem Wunsch des Publikums nach einer Zugabe einfach nachkommen.
Stadler wählte Asturias von Isaac Albeniz, ein sehr bekanntes und schnelles Stück mit hohen Anforderungen an die Zupftechnik. Abiturient Stadler, der sich dem Beruf des Mediziners zuwenden will, gewann, was niemanden überrascht, bereits in jungen Jahren mehrere Preise des Wettbewerbs „Jugend musiziert“.
Zur Eröffnung präsentierten die Musikerinnen und Musiker das „Concerto Grosso in F-Dur, Opus 6, Nr. 9.“ Die helle, freundliche, oft geradezu feierliche Stimmung, die Haydn mit seiner berühmten Komposition heraufbeschwört, passte zum schönen Sommertag. Die Klangfülle der Violinen war überwältigend, was auf die besonderen akustischen Qualitäten des ältesten freistehenden Konzertsaals in Europa zurückzuführen ist. Vom Orchester differenziert aber ausgewogen interpretiert, geriet Händels Werk, mit dem er seinen Ruf als respektabler Instrumentalkomponist Mitte des 18. Jahrhunderts festigte, zum besonderen Genuss.
Im Zentrum des zweiten Konzertteils stand die Sinfonie in D-Dur, Nr. 62 von Joseph Haydn. Das Werk geriet zum furiosen Finale. Als Mittelpunkt dieser Sinfonie gilt der zweite Satz. Der Musikexperte James Webster, spezialisiert auf Haydn-Kompositionen, drückt es folgendermaßen aus: „Der Charakter dieses Satzes ist beinahe einzigartig für Haydn: ätherisch, delikat, eine schöne Träumerei. Dieser Einschätzung kann sich der Zuhörer nur anschließen.
Ein Jugendwerk Sergei Rachmaninows, Romanze und Scherzo für Streichorchester, verdient ebenfalls besondere Beachtung. Noch deutlich vom verehrten Meister Peter Tschaikowsky inspiriert, trägt die Komposition bereits die eigenwillige Handschrift des Komponisten. Die Darbietungen fügten sich nahtlos ein in die beliebte Reihe, mit denen das Collegium musicum Steinfurt sein Publikum stets vortrefflich unterhält. Als Moderator fungierte Erich Overhageböck, der das Kammerorchester zum Schluss als Flötist bereicherte.
Von Rainer Nix