Also hatten die engagierten Musikliebhaber vor den Notenpulten mit ihrer Dirigentin Bettina Bartels alles richtig gemacht. Kirsten Lehmann, Kristin Herbild (Violinen) sowie Christiane Kamholz (Cello) und Thorsten Schlepphorst am Cembalo stellten zuerst mit dem Collegium ein Concerto grosso in D-Dur von Arcangelo Corelli vor, das vor allem getragenen wirkte, aber die Solo-Instrumente mit ihren klanglichen Möglichkeiten ganz geschickt vorstellte. Und die Solisten meisterten diese Aufgabe nach anfänglichen Wacklern höchst bemerkenswert.
Mit einer Trompetenkonzertüberraschung ging es weiter. Der böhmische Komponist Neruda hatte seine schwierigen osteuropäisch klingende Vornamen in „Johann Baptist Georg“ geändert und schrieb ein Solokonzert in Es-Dur, das sowohl mit Corno da caccia, Klarinette und – wie am Wochenende – vom versierten „heimischen“ Trompeter Raimund Schnaars vorgestellt wurde. Der hatte eine Es-Trompete ausgewählt, spielte die mühelos, ohne spitze Ansätze und zusammen mit der Streichergruppe in einer wunderbar dichten Atmosphäre. Höchst konzentriert von den Steinfurter Musikern gestaltet, folgte die stimmungsvolle „Serende nach schwedischen Volksweisen“ von Max Bruch. Hier schien in vielen Passagen Edvard Grieg durch die Noten hervorzublicken. Die Gestaltung des sphärischen Andante gelang dem Collegium bestimmt so sicher, weil es oft geprobt und an Details gefeilt haben muss. Hut ab.
Dass das langjährige Orchester-Mitglied Erich Overhageböck sich seit einigen Jahren nicht nur als launiger und flexibler Moderator entpuppt hat, sondern ein prima Querflötist ist, stellte er mit seinen Lehrer und musikalischen Freund Christoph Bumm-Dawin in einer Johann Sebastian Bach zugeschriebenen Triosonate in G-Dur unter Beweis. Urheberschaft hin oder her, die beiden Flötisten harmonierten blendend und zusammen mit Dr. Peter Gramberg (Cello) und Thorsten Schlepphorst (Cembalo) gelang eine treffliche Balance zwischen den Soloinstrumenten und dem Continuospiel. Auch kleine musikalische Geistesblitze, wenn sie denn von dem großen Wolfgang Amadeus stammen, sind immer lohnend.
Mit einer klug ausgewählte Tanzfolge aus Mozarts Ballettmusik „Le petits riens“ überzeugte dann das gesamte Orchester, die bis in die Zugaben hinein verlängert und die mit einem Flötenecho von draußen bereichert wurde. Durch und durch feine Auftritte waren also am Wochenende in der Bagno-Galerie zu erleben, bei denen das Collegium musicum deutlich machte, dass es keineswegs gewillt ist, sich auf den Lorbeeren des im vergangenen Jahr gefeierten 50. Geburtstag auszuruhen.
Von Martin Fahlbusch