In seinen immer kundigen, aber eben auch augenzwinkernden Anmerkungen und Werkerläuterungen stellte Flötist und Gründungsmitglied Erich Overhageböck etwas besonders heraus: „Das gemeinsame Spiel und das ebensolche Erleben der Musik hat für die rund 200 Musiker, die unsere Spielgemeinschaft durchlaufen sind, und für mich persönlich immer eine Bereicherung und ein Stück Lebensqualität bedeutet.“
Wenn es eines musikalischen Äquivalents für diese Aussage bedurft hätte, stellte ein bestens aufgelegtes Jubelorchester dies mit dem Concerto grosso F-Dur, op. 3, Nr. 4 regelrecht strahlend unter Beweis. Der langsam schreitenden Einleitung folgt ein breit angelegter und vom Collegium gut gestaffelter Streicherklang, der durch die Oboen und das Fagott einerseits und den zarten Cembaloklang anderseits, interessant kontrastiert wurde. Dirigentin Bettina Bartels sorgte durch kluge Akzentsetzungen und eine dynamische Anlage für stets zügige Tempi, wobei alles bemerkenswert durchhörbar gelang.
Ein dem Anlass gemäßer regelrechter Edelstein mit dem Concerto g-moll für zwei Flöten und Orchester folgte auf dem Fuße. Edelstein insofern, als eine nur rudimentäre Partitur, die niemals verlegt wurde, mit Hilfe von Trompeter-Legende Prof. Ludwig Güttler und den ausdauernden PC-Notensatzerfahrungen der orchestereigenen Bratschistin Claudia Jansen so poliert werden konnten, dass Erich Overhageböck mit seinem Freund und Flötenlehrer Christoph Bumm-Dawin und im hellwachen Dialog mit dem Orchester dieses eben kaum bekannte Konzert souverän zum Funkeln bringen konnten.
Nach der Pause legte man das Divertimento F-Dur KV 138 von Wolfgang Amadeus Mozart vor allem in den ersten beiden Sätzen etwas verhaltener an. Aber spätestens im Rondo-Presto gab das „Collegium musicum“ wieder „Gas“, um Mozarts beschwingte Italien-Reiseerinnerungen wieder rasant darzustellen.
Aufhorchen ließ zum Schluss eine vielschichtige Serenade von Friedrich Robert Volkmann, die Gelegenheit gab, einen satten Streicherklang selbst im Walzer und Marsch zu erleben, wobei vor allem das interessant komponierte Molto vivace am deutlichsten aufhorchen ließ.
Ein Orchester in Jubiläumsform, eine engagierte Dirigentin und souverän agierende Flötisten sorgten für prima Geburtstagskonzerte des „Collegium musicums“, das von den vertrauten Gästen Stefanie Hoffmann und Sandra Steenweg an den Oboen, Gisela Schweppenstedde am Cembalo, Jan Timmers am Fagott sowie Armin Badde am Kontrabass bewährt unterstützt wurde. Eine Ausstellung im Foyer gab einen interessanten Überblick über 50 Jahre famose und aktive Laien-Musik-Leidenschaft, der „Spiritus rector“ des Orchesters, Alfons Frahling wurde gebührend geehrt und samt Frau beschenkt. Das begeistert applaudierende Publikum war erst nach der Presto-Zugabe aus Mozarts Divertimento einigermaßen bereit, den Heimweg anzutreten – sicher auch ein wenig schwungvoll.
Von Martin Fahlbusch