Die „Indoor“-Sonne geht auf

Schwungvoll hat sich das Collegium musicum bei seinen beiden Konzerten am vergangenen Wochenende in der Steinfurter Konzertgalerie präsentiert. Sopranistin Heide Bertram und Flötist Erich Overhageböck zeichneten sich mit eigenen Beiträgen aus.

Es waren Konzerte des Collegium musicum Steinfurt, die am Samstagabend und Sonntagmorgen dem Regen und dem trüben Wetter trotzten. Denn in der Bagno-Konzertgalerie ging es fröhlich, beschwingt und gekonnt zu. Alles in allem schien hier so eine Art „Indoor-Sonne“. Und die ließ ein engagiertes Laien-Orchester aufgehen, wie es Erich Overhageböck in seiner informationsreichen, aber mitunter auch verschmitzt vorgetragenen Moderation nannte.

Mit einem schwungvollen Adagio aus dem Konzert C-Dur op. 7,3 von Jean-Marie Leclair starteten die kon-zentrierten Musiker unter der bewährten Leitung von Bettina Bartels den Kampf gegen den von draußen mitgebrachten Wettertrübsinn. Schlank und biegsam der Ton von Kirsten Lehmann an der Solo-Violine, die bestens vom Collegium gestützt und begleitet wurde. Die Solistin ließ das anschließende Adagio in keinem Gefühlsschwall ertrinken und im abschließenden Allegro assai überzeugten alle Akteure mit einem abgestimmten Streicherklang.

Dass auf die Sopranistin Heide Bertram Verlass ist, davon konnte man in der Kantate Nr. 202 aus der Feder von Johann Sebastian Bach, der „Hochzeitskantate“, im Anschluss wieder einmal ohrenfällig überzeugen. Mit ihrem bestens geführten Sopran, der sich durch gekonnte Dynamik und prima Sprachverständlichkeit auszeichnet, erwies sie sich als gekonnte Schattenvertreiberin, wie es in der ersten Arie so sinnfällig heißt „Weichet nur, betrübte Schatten“. Das Dirigat von Bettina Bartelt achtete stets darauf, dass keine Tempi verschleppt wurden. Heide Bertram wusste vor allen Dingen die Rezitative und die sich zumeist anschließenden Arien in klaren stimmlichen Abstufungen zu präsentieren.

Erich Overhageböck wiederum präsentierte nicht nur das Programm, sondern nach der Pause als Solist auch das Andante C-Dur KV 315 von Wolfgang Amadeus Mozart. Und er tat das mit schönem Ton und im gemäßigten Tempo, das keine Zusammenhänge verwischte. Er gestaltete die Melodiebögen ohne Risse. Besonders während der gekonnt gestalteten Kadenz konnte man die Aufmerksamkeit des Publikums regelrecht greifen.

Für einen überraschenden und formidablen Abschluss sorgte dann das bestens aufgelegte Orchester mit der Aufführung einer Suite von Charles Hubert Parry. Der machte diese Folge einzelner Tänze mit ihren klassischen Bezeichnungen gekonnt in der Musiksprache des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zu interessanten „neuen“ Klangerlebnissen. Zu Recht gab es auch hier für die ansprechende Darstellung des Collegium musicum heftigen Beifall. Eigentlich hätten diese Konzerte mehr Zuhörer verdient gehabt. Aber die kommen sicherlich alle im nächsten Jahr, wenn es den 50. Geburtstag des „Steinfurter Laienorchesters“ nicht nur musikalisch zu feiern gilt.

aus den Westfälischen Nachrichten vom 13.05.2014 (Text und Foto von Martin Fahlbusch)

Und hier der Bericht der Münsterschen Zeitung vom 13.05.2014 (bitte auf die Datei klicken): MZ_2014_Coppel