Begonnen hatte der Abend, der vom Ensemblemitglied und Querflötist Erich Overhageböck kundig und kurzweilig moderiert wurde, mit dem 3. Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach. Hier sind vor allen Dingen alle Streichergruppen gefordert und in den drei Sätzen klar akzentuiert. Man wolle dieses Werk mit „angezogener Handbremse“ angehen, hatte Alfons Frahling, einer der Männer der ersten Stunde des 1965 gegründeten Ensembles, angekündigt. Aber die stets konzentriert und schwunggebend leitende Dirigentin Bettina Bartels arbeitete vor allem die rhythmischen Strukturen der Bachschen Komponierkunst heraus und verlieh dem wahrscheinlich in Weimar entstandenen Werk so einen gewissen westfälischen Impetus und Charme. Dann ging es auf eine „musikalische Achterbahnfahrt“, wie der Moderator versprach. Fast 200 Jahre später nämlich wurde die sich anschließende Suite Caracteristic für Streicher und Harfe von Jean Sibelius geschrieben und mit dem Komponisten als Dirigenten uraufgeführt. Die damaligen Kritiker lästerten über die „sündig daherkommenden, walzerähnlichen Elemente und fast jazzigen Passagen“ in dem dreisätzigen Werk. Die Auswahl dieser Suite machte aber deutlich, dass das Collegium musicum stets den Mut zu musikalischen Entdeckungen hat. Wenn auch diesmal das Orchester bei dem finnischen Komponisten sehr engagiert zu Werke ging und die konzentriert spielende Carolina Badde an der Harfe mitunter etwas zudeckte.
Apropos engagiert. So zumindest gingen die beiden Querflötisten, Freunde und Borussia-Dortmund-Fans, Christoph Bumm-Dawin und Erich Overhageböck nach der Pause bei der Sonate C-Dur von Johann Joachim Quantz zu Werke. Obwohl die beiden am Samstagabend bis dahin sicher immer auf Ergebnishöhe des Pokalendspiels in Berlin waren, taten diese fußballverliebten Seitenblicke ihrer Konzentration, Gestaltungsfreude und einfühlsamen Musikalität keine Sekunde Abbruch. Zudem wurden sie von Christiane Kamolz am Cello und Yvonne Hoffmann am Cembalo beachtlich souverän unterstützt. Und zum Schluss waren sie in der Tuttibesetzung samt Querflöten dann wieder da – die Hörner. Alle zusammen stellten gekonnt und präzise eine frühe, gefällig wie sehr fein auskomponierte Sinfonie A-Dur, KV 114 des frühen Wolfgang Amadeus Mozart vor. Hier funkelte schon der Genius des musikalischen Tausendsassas und wurde ganz prächtig von Dirigentin und Gesamtensemble gemeistert. Am Ende des Konzertes blieben viel Beifall, viele Blumensträuße für die Musiker und ein zufrieden durch den fürstlichen Wald nach Hause spazierendes Publikum.
aus den Westfälischen Nachrichten vom 14. Mai 2012 (Text und Fotos: mfa)