Historie

Wie sah die "musikalische Landschaft" in den Ortsteilen Borghorst und Burgsteinfurt 1965 aus? Es gab neben den Chören die traditionsreiche Schülerkapelle des Gymnasium Arnoldinum, die Feuerwehrkapellen und den Musikverein Harmonia Borghorst.

Eine kommunale Musikschule war noch kein Thema und weitere Orchester kamen erst viel später. Da stand am 22. März 1965 in den Westfälischen Nachrichten ein Text, der einer Geburtsurkunde gleich kam: „Eine erfreuliche Initiative wurde gestern morgen erstmals in die Tat umgesetzt. Etwa 15 junge Borghorster hatten sich zur ersten Probe in einem `Jugend-Kammermusikkreis` im Jugendheim an der Emsdettener Straße eingefunden. Sinn dieses Kreises ist es, die an der Kammermusik interessierten Jugendlichen zusammenzufassen. Wer noch in diesem Kreis mitmusizieren will, kann sich bei Alfons Frahling, Industriestr. 18, melden.“

Seit der Zeit haben viele Jugendliche und Erwachsene aus beiden Ortsteilen, umliegenden Städten und Gemeinden in dem Orchester mitgewirkt. In den 1990er Jahren hat sich ein Wandel hin zu einem Orchester vollzogen, in dem vornehmlich Erwachsene mitwirken.

Die „Männer der ersten Stunde“ zeigt das nachstehende Foto aus dem Gründungsjahr 1965:

Gründungsmitglieder des Collegium musicum Steinfurt

Von links nach rechts: Dietmar Sundermann (Cello), Josef Badde, Willi Beismann, Wulf Garde, Engelbert Timmerhues, Alfons Frahling, Klaus Wahle (Violine), Erich Overhageböck (Querflöte), Robert Badde jr. (Klavier/Orgel), Klaus Diekers (Querflöte). Auf dem Bild fehlen: Franz Strickmann, Heinz Hagemann (Violine) und Klaus Riepling (Cello).

Geprobt wurde viele Jahre bis zum Umzug in die Villa Fleiter im Saale des OT-Heimes an der Emsdettener Straße. Nach den ersten Konzerten im OT-Heim und in der Aula der Realschule am Buchenberg haben in Ermangelung eines Konzertsaales die Jahreskonzerte im Foyer des Städt. Gymnasiums Borghorst stattgefunden. Seit 1997 steht mit der Bagno-Konzertgalerie ein hervorragender Konzertraum zur Verfügung.

Probenwochenende vor den Konzerten auf der Jugendburg Gemen bei Borken gehörten seit vielen Jahren zu einer festen Einrichtung. Auch die Villa Fleiter in Steinfurt wird für Proben an Wochenenden genutzt.

Erste Einsätze des Musikkreises gab es bei kirchenmusikalischen Veranstaltungen an der Fürstenstraße und mit der musikalischen Umrahmung von Vereinsfeiern. Seinen ersten größeren Auftritt hatte im Mai 1968 das unter dem Namen „Collegium musicum“ auftretende Orchester mit der musikalischen Gestaltung des Festaktes anlässlich der 1000-Jahrfeier der Stadt Borghorst im Saale Recklingloh am Marktplatz (heute u.a. Sonnen-Apotheke Emmerich). Das erste Konzert fand am 7. Dezember 1968 in der Knabenrealschule am Buchenberg statt. Die weiteren großen Konzerte wurden teils gemeinsam, wie mit dem Männergesangverein Borghorst, anfangs im zweijährigen Turnus und später jährlich durchgeführt.

Werke aller Musikrichtungen bestimmten die Programme. Mit steigender Leitungsfähigkeit wagte sich das Orchester an immer schwierigere und anspruchsvolle Werke bis hin zu Sinfonien (z.B. 1. Sinfonie von Beethoven) und große Solowerke (z.B. Violinkonzert G-Dur von Mozart). Wasser- und Feuerwerksmusik von Händel, volkstümliche Konzerte mit Ausschnitten aus Opern und Operetten, „fetzige“ Stücke oder Ragtime-Musik; alles wurde mit großer Begeisterung geprobt und dargeboten.

Vornehmlich mit der Chorgemeinschaft St. Nikomedes (über 40 Veranstaltungen), aber auch mit vielen katholischen und evangelischen Kirchenchören der Nachbargemeinden, insbesondere mit den Chören der beiden Kirchengemeinden in Burgsteinfurt, hat das Orchester eine große Anzahl von kirchenmusikalischen Veranstaltungen mitgestaltet. Viele Jahre war die Mitwirkung im Festhochamt des 1. Weihnachtstages in der Pfarrkirche St. Nikomedes in Borghorst eine feste Einrichtung.

Vielen Jubiläumsveranstaltungen der Stadt, des Kreises Steinfurt und der umliegenden Städte und Gemeinden hat das Orchester den musikalischen Rahmen gegeben. Kinder- und Jugendkonzerte wurden begeistert aufgenommen. Auch in der weiteren Umgebung, wie in der Zwillbrocker Barockkirche, in der Lambertikirche in Münster, in Coesfeld, Neubeckum und Ostbevern wurden Konzerte durchgeführt. Als ein besonderes Konzert im Rahmen des Kulturprogramms der Stadt Steinfurt darf sicherlich das im Dezember 1982 mitgestaltete Weihnachtskonzert mit dem weltweit bekannten Studentischen Madrigalchor Münster unter der Leitung von Prof. Herma Kramm angesehen werden.

Seit 1997 führt das Orchester jährlich zwei Konzerte in dem besonderen Ambiente der restaurierten historischen Bagno-Konzertgalerie in Steinfurt durch.

Das Emblem des Orchesters Collegium musicum Steinfurt

Logo des Collegium musicum Steinfurt

hat 1968 der bekannte Künstler Jupp Ernst gestaltet. Er ist Mitglied des Welbergener Kreises und Kulturpreisträger des Kreises Steinfurt.

In dem verschlungenen Violinschlüssel verbinden sich Notenlinien und der Bassschlüssel zu einem einheitlichen Ganzen.

Den Namen „Collegium musicum“ gab sich das Orchester im Jahre 1968, weil dieser Name schon vor Jahrhunderten für Musizierlust und für Virtuosität des Zusammenspiels stand. Georg Philipp Telemann, damals Studiosus in Leipzig, gründete ein solches Collegium; von Johann Sebastian Bach wurde die Bezeichnung übernommen. Der Chronist verzeichnete 1729 als Geburtsjahr des „Bachschen Collegium Musicum“ und 250 Jahre danach gründeten junge Musiker des Gewandhausorchesters in Leipzig das „Neue Bachische Collegium Musicum Leipzig“. Viele Orchester tragen heute die traditionsreiche Bezeichnung.

Mitten in den Vorbereitungen für unsere Konzerte im Mai 2017 erhielten wir die traurige Nachricht, dass Alfons Frahling, der am 25.6.2017 achtzig Jahre alt geworden wäre, verstorben ist  (* 25.6.1937 – † 25.2.2017).